Die von Raffael entworfenen und von Giulio Romano ausgefuhrten Wandmalereien der Schlacht an der Milvischen Brucke und der Kreuzesvision in der nach dem Freskenzyklus benannten Sala di Costantino im Vatikan gelten in der Forschung als Ergebnis des intensiven Studiums antiker Sachverhalte im Raffaelkreis und des Bemuhens um eine historisch korrekte Annaherung an die antike Kunst. Doch Raffael wurde bereits von Giorgio Vasari, Ludovico Dolce und Annibale Carracci nicht nur aufgrund seiner antiquarischen Kompetenz, sondern auch wegen seiner poetischen Qualitaten als herausragender Historienmaler gewurdigt. Ausgehend von der Formel anticamente moderno e modernamente antico, mit der Pietro Aretino Giulio Romanos ideale Synthese von antiker und zeitgenossischer Kunst beschreibt, analysiert Michail Chatzidakis den Unterschied zwischen historischen und dichterischen Darstellungsverfahren, um so das Verhaltnis zwischen archaologischer Prazision und poetischer Kreativitat bei Raffael und seinem Umkreis in der Sala di Costantino genauer zu bestimmen.