Das Spannungsfeld von Mündigkeit und Bewertung

Lehrkr fte stehen im Schulalltag vor vielf ltigen Aufgaben. Die Funktionen des Bildungssystems - u. a. Enkulturation, Qualifikation, Allokation und Integration - produzieren mitunter widerspr chliche Anforderungen, denen sich Lehrkr fte in ihrem Unterrichtsalltag stellen m ssen, die gleichfalls jedoch Handlungsprobleme erzeugen k nnen. Eines dieser Spannungsverh ltnisse befindet sich zwischen der Bewertungsaufgabe und dem Auftrag zur M ndigkeitserziehung. Die Bewertung von Sch ler*innenleistungen ist eine zentrale Aufgabe der Lehrkr fte und dient nicht nur den vielf ltigen formativen Zielen wie der Diagnostik, dem lernwirksamen Feedback, der Planung zuk nftigen Unterrichts und der individuellen F rderung. Lehrkr fte m ssen durch summative Bewertungen auch die gesellschaftliche Selektion und Berechtigungsvergabe sicherstellen. Diese Studie folgt der Annahme, dass die summativen Bewertungen mit dem Auftrag zur Erziehung zur M ndigkeit in einem Widerspruchsverh ltnis stehen. Lehrkr fte sollen einerseits Sch ler*innen zur M ndigkeit erziehen, also zum Widerspruch und zur Kritik an bestehenden Verh ltnissen animieren und einen gleichberechtigten Diskurs mit den Sch ler*innen f hren, f hren jedoch andererseits mit der selektionsrelevanten und summativen Bewertungsfunktion eine Aufgabe aus, in der sich ihre Sch ler*innen in einer asymmetrischen, heteronomen und undemokratischen Rolle wiederfinden. Das Forschungsanliegen der vorliegenden Arbeit besteht darin, herauszufinden, wie sich Lehrkr fte in dem antinomischen Spannungsverh ltnis von Bewertung und M ndigkeitserziehung behaupten. Welche Strategien entwickeln sie, um diesem Spannungsfeld gerecht zu werden? Lassen sich bestimmte Muster in ihrem Handeln erkennen? Und wie lassen sich diese theoretisch bewerten? Daf r bietet diese Arbeit im theoretischen Teil zun chst einen umfassenden berblick ber die Praxis der Leistungsbewertung und die M ndigkeitserziehung. Im Zentrum der empirischen Forschung steht eine Interviewstudi