Auch der Islam beruft sich auf gottliche Offenbarung, und tatsachlich verkundet der Koran eine Wahrheit, die als Gottes Wort verstehbar ist. Erst die Akzeptanz dieser These macht einen theologischen Dialog auf Augenhohe moglich - einen Dialog, der nicht von vornherein die eigene vermeintliche Uberlegenheit als gegeben statuiert. Wie lasst sich der Wahrheitsanspruch des Islam aus der Perspektive christlicher Theologie einschatzen und verstehen? Kann er aus christlicher Sicht anerkannt werden, ohne den christlichen Wahrheitsanspruch zu relativieren? Der Band entwickelt eine religionstheologische Hermeneutik (Interiorismus), die dies ermoglichen will und am Beispiel des Islam demonstriert. Er setzt ein bei einer radikalen Problematisierung des Offenbarungsbegriffs und zeigt auf, wie allein die christliche Botschaft imstande ist, auf dieses Problem eine Antwort zu geben, die es moglich macht, den Begriff 'Wort Gottes' vor der kritischen Vernunft zu verantworten. Daraus folgt aber keineswegs ein exklusiver christlicher Wahrheitsanspruch. Denn wie sich an der zweigeteilten christlichen Bibel zeigt, erkennt die christliche Botschaft auch der zunachst offenbarungstheologisch problematischen Schrift Israels als Altes Testament wirkliche Offenbarungsqualitat zu. Dieses kanonische Verhaltnis der beiden Testamente dient als theologisches Paradigma, um auch den Wort-Gottes-Charakter des Korans anzuerkennen. Die christliche Botschaft erfullt so eine Dienstfunktion auch fur die Entbergung der Wahrheit anderer Religionen. Das Buch setzt sich von den herkommlichen Klassifikationsmodellen (Exklusivismus, Inklusivismus und Pluralismus) ab, nimmt aber jeweils deren Wahrheitskern auf. Es mochte zeigen, dass Christen die Wahrheit und Anwesenheit Christi auch jenseits der Grenzen der Christenheit entdecken konnen und arbeitet entscheidende theologische Voraussetzungen fur einen christlich-islamischen Dialog heraus.