Im 19. Jahrhundert vollzieht sich in der franzosischen Kunst ein bemerkenswerter Wandel: Das Ideal asthetischer Lebendigkeit weicht der Manifestation der kunstlerischen Mittel, die das Dargestellte seines vitalen Illusionismus berauben und als materiell Gemachtes hervorkehren. Die Reprasentation des Menschen verliert ihre Rolle als dominantes Sujet und wird in ihrer Wahrhaftigkeit hinterfragt. Das Buch beleuchtet diese Entwicklung aus medizingeschichtlicher Sicht. Die Physiologie entwirft ein materialistisches und deterministisches Menschen- und Korperbild, das in Konkurrenz zur anatomischen Lehre tritt und Fragen der Darstellbarkeit, aber auch Willensfreiheit und Handlungsmacht aufwirft. Werkbeispiele aus der Zeit zwischen 1800 und 1900 zeigen auf, wie unterschiedlich die Kunst auf diese Verwerfungen reagierte - und neue Korperbilder entstanden.