Die Musikhandschrift Kremsmunster L 9 entstand um 1618 und enthalt uberwiegend Vokalmusik der Habsburger Hofhaltungen in Tabulaturschrift. Die vorliegende Arbeit bietet erstmals eine systematische Bestandsaufnahme des uber 300 Seiten umfassenden Codex. Hierzu gehort neben der buchtechnischen Beschreibung vor allem die inhaltliche Erfassung der rund 135 Musikstucke. Erfreulicherweise konnten von den uberwiegend anonymen Kompositionen zahlreiche Werke identifiziert werden, unter ihnen eine Reihe fruher Madrigale des Munchner Hofkapel-meisters Orlando di Lasso. Musikgeschichtlich ist die Handschrift bedeutend, weil sie zu einem weit verzweigten System in dieser Sonderform uberlieferter komplexer Vokalmusik gehort und zudem in einer Zeit vielfacher stilistischer Neuorientierung entstand. Gegenuber anderen Gebrauchshandschriften ist der Band uberdurchschnittlich mit verzierten Initialen und einer kolorierten Wappenseite ausgestattet.