Ohne an die generalisierende Kritik der Ikonographie und Ikonologie anzuknupfen, zeigt die Studie, dass Panofskys Vorstellung, der Stich reprasentiere das neuzeitliche Kunstler-Gelehrten-Bewusstsein, die saturnisch-melancholische Genialitat, in die Irre geht. Die Literatur zu dem bekannten Stich der Melancholie von Durer erweckt den Eindruck, dass die Interpretationsbemuhungen unabschliebar sind; beispiellos ist der Bucherberg, der zu diesem Stich angehauft worden ist. Aber gerade die Frage, wieso der Stich zu immer neuen Interpretationen anregt, hat die vorgelegte Studie zum Ausgangspunkt gewahlt. Das Ergebnis ist eine kritische, die Grenzen der ikonographischen Methode uberschreitende Analyse des Zeichensystems und eine Neubewertung der Melancholie im Zuge der noch jungen Disziplin der historischen Emotionsforschung.