Lateinamerika avancierte im 20. Jahrhundert zu einem wichtigen Hotspot des weltweiten Staudammbaus. Anhand von Beispielen aus Brasilien, Mexiko, Venezuela und Uruguay wird gezeigt, dass viele Lander der Region Wissenszentren aus einheimischen Ingenieuren, Firmen und Behorden aufbauten, die ab den 1960er Jahren die damals weltweit groaten Talsperren errichteten, darunter den venezolanischen Guri-Damm und den brasilianischen Tucurui-Damm. Die neu formierten technischen Eliten konnten mit ihren Wissensbestanden globale Machtverhaltnisse herausfordern, vor allem die Technologieabhangigkeit zum globalen Norden. Talsperren waren in entwicklungspolitische Vorstellungen eingebunden und sollten wirtschaftliches Wachstum entfachen. Die ambivalenten Erfahrungen Lateinamerikas mit dieser Entwicklungspolitik, aber auch mit Umweltzerstorung und zivilgesellschaftlichem Widerstand trugen zur sich global andernden Wahrnehmung von Talsperren bei.