Ein wichtiges Desiderat der Bildwissenschaft bestand darin, das oszillierende Verhaltnis zwischen der Technik der Bilder und der Bilder als Techniken der Kultur in seiner interkulturellen Vielfalt auszuloten. Es handelt sich um die zwei Seiten einer Medaille, die sich wechselseitig bedingen und zwei verschiedene Facetten des Technischen miteinander vereinen: Technik zum einen im ursprunglichen und allgemeinen Sinn als Fahigkeit, List und Kunstfertigkeit, mit bestimmten Mitteln Bildern herzustellen, sie uberhaupt zu materialisieren, zu verauerlichen, fur alle sichtbar und dauerhaft fur das kulturelle Bildgedachtnis zu machen. Technik soll zum anderen im Sinne von 'Kulturtechnik' als die erworbene Fahigkeit und Eigenschaft der Bilder verstanden werden, sichtbare Imaginationen, Wunsche und Illusionen zu erfinden, Interaktionen mit dem Imaginaren und Moglichkeiten der Immersion anzubieten, zugleich Raume des Wissens, der Distanz und Reflexion zu schaffen; ferner Anwesenheit an die Stelle von Abwesenheit, Nahe an die Stelle unuberbruckbarer Ferne zu setzen und Diesseits und Jenseits miteinander zu verbinden. Der Band beleuchtet dieses Wechselverhaltnis in vielen historischen, theoretischen, aber vor allem auch interkulturellen Perspektiven. Diese Technik der Bilder, die wiederum Kulturtechniken des Betrachtens und Bildpraxis bedingen und zugleich voraussetzen, scheint insbesondere mit den technischen Leistungen der Neuen Medien explizit geworden, hat aber, wie viele Beitrage zeigen, eine lange Vorgeschichte. Die leitende Frage, die von der Gegenwart aus in einem moglichst groen historischen und interkulturellen Spektrum gestellt wird, ist, inwieweit die kulturell besonderen und graduell sehr verschiedenen Techniken der Bilder sich zumindest in Fallbeispielen zu bestimmten Bildtechniken synthetisieren lassen.