Schopenhauer in 60 Minuten

Schopenhauer gilt als der mit Abstand gr te und brillanteste Pessimist unter den Philosophen. Er entdeckte als erster, dass unser individuelles Leben und der Lauf der Weltgeschichte nicht von Vernunft, Intellekt und sinnvoller Planung bestimmt sind, sondern von einem blinden und hungrigen Willen, der auch die Pflanzen und Tiere antreibt. Anstelle der Vernunft regiert, so Schopenhauer, als metaphysisches Grundprinzip einzig und allein der "blinde Wille, auftretend als Lebenstrieb, Lebenslust, Lebensmuth: es ist das Selbe, was die Pflanze wachsen macht." Denn jedes Wesen auf der Erde ist von diesem Lebenswillen erf llt und muss sich, um zu leben, nach der Sonne strecken, andere Wesen abschatten, verdr ngen, vertreiben, jagen, fressen und f rchten, selbst gefressen zu werden. Sogar der majest tisch wirkende L we steht auf einem Berg von Leichen, denen er sein Leben verdankt. Am schlimmsten aber sind laut Schopenhauer die Menschen, die sich untereinander sowie den Tieren und der ganzen Natur das gr te Leid zuf gen. Sie setzten ihr Bewusstsein f r T uschung und planvolle Ausbeutung ein, bauen Fabriken, sperren Tiere in K fige und St lle und f hren Kriege um L nder und Rohstoffe. hnlich wie die Buddhisten kommt Schopenhauer daher zu dem Ergebnis, dass Leben automatisch Leiden bedeutet. W rtlich sagt er: "so ist jede Lebensgeschichte eine Leidensgeschichte." Und ganz hnlich wie die Buddhisten zieht er daraus eine radikale Konsequenz. Wir m ssen "Nein" sagen zum Leben und uns durch Kunst, Askese und Meditation der Ruhelosigkeit und Getriebenheit verweigern. Was hei t das aber konkret? Wie kann ich zum Leben "Nein" sagen? Wenn unser Leben nichts anderes ist als die Verwirklichung des blinden Willens, ein einziges Fressen und Gefressen werden, wie kann ich mich diesem dann noch entziehen? Und: Was nutzt uns Schopenhauers Pessimismus heute? Wird uns nicht gerade umgekehrt Optimismus und positives Denken empfohlen? Schopenhauer gibt uns auch heute noch faszinierende und kom