Kunst stiftet Transzendenzerfahrungen, Widerfahrnisse und Unterbrechungen des Alltags, die in der asthetischen Immanenz bleiben. Hierbei befriedigt sie die religiose Sehnsucht nach Weitung des endlichen Daseins und evoziert eine Stimmung zwischen Kunst und Religion, die sich als charmantes Bezauberungsverhaltnis beschreiben lasst. Dieser religiose und asthetische Charme ist es, der die Debatte um Kunst und Religion im 21. Jahrhundert in eine neue Runde fuhren soll. Die These von der Autonomie der Kunst hat sich zwar bewahrt, aber eben diese Autonomie von Kunst und Religion hat zu einer neuen Attraktivitat der Partner fureinander gefuhrt. Es lohnt sich, die Debatten um Religion und Kunst heute noch einmal zu fuhren, nun jedoch nicht mehr unter dem Leitbegriff der Autonomie, sondern unter dem des Charmes, wobei Charme als eine rhetorische Kategorie verstanden wird, die auf Resonanzen zwischen Kunst und Religion zielt.