Gibt es Regeln des Findens? In der Wissenschaftstheorie scheiden sich in diesem Punkt die Geister: vor allem kritische Rationalisten betrachten den context of discovery in erster Linie als ein Feld genialer, kreativer Einfalle, das allenfalls Thema einer Psychologie sein kann, fur die Frage der logischen Rechtfertigung jedoch keine Rolle spielt. Dagegen werden in diesem Buch Bausteine einer rationalen Heuristik in der vormodernen Logik bei J. H. Lambert, J. F. Fries und B. Bolzano aufgewiesen. Die Problemgeschichte der logischen Methodenlehre zeigt, 1. dass die Lehre vom Finden (Heuristik) es nicht mit endgultiger Rechtfertigung, sondern mit begrundeter Zustimmung unter Vorbehalt zu tun hat, 2. dass sich im Bereich begrundeter Vermutungen nicht trennscharf zwischen Genese und Geltung der Erkenntnis unterscheiden lasst, 3. dass am Leitfaden einer Unterscheidung zwischen verschiedenen Folgerungstypen in Logik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Rhetorik Regeln des Findens bestimmt werden konnen, 4. dass fur begrundete Vermutungen nicht dieselbe behauptende Kraft verlangt werden darf, die logisch gerechtfertigte Aussagen aufweisen.